Im Jahr 1450 wurde in Straßburg eine Bibel verkauft. Sie kostete 60 Gulden ‒ soviel
wie ein kleiner Bauernhof. Dies war jedoch keineswegs ein Höchstpreis. Man zahlte
damals bis zu 100 oder sogar 120 Gulden für ein Buch; man tauschte Bücher gegen
Häuser und Land; man befestigte sie mit Ketten an schweren Tischen, denn Bücher
waren seltene Kostbarkeiten, oft kostbarer als Silber und Gold. Kein Wunder: die
Kanzleien der Fürsten und Städte, die neuen Schulen und Universitäten, die Kirchen
und Klöster – die ganze gebildete Welt hungerte nach Büchern.
Heute noch leben wir im Zeitalter des gedruckten Wortes. Dieses Zeitalter begann
vor mehr als 500 Jahren mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes
Gutenberg.
Über Gutenbergs Leben wissen wir wenig. Man nimmt an, dass er einige Jahre vor
1400 in Mainz geboren wurde.
Was war das Neue an Gutenbergs Erfindung? Die Kunst Bilder oder Wörter in
Münzen, ja sogar auf Papier oder Pergament zu drucken, kannte man schon vor
Gutenberg. Im 11. Jahrhundert gab es in China bereits Druckereien; um 1400, zur Zeit
der Kindheit Gutenbergs also, auch in Korea. Das Neue und Entscheidende an Gutenbergs Verfahren war, dass er die Buchstaben einzeln goss. Zu diesem Zweck
hatte er ein besonderes Gerät erfunden. Nach vielen Versuchen fand er für den Guss
die geeignete Legierung aus Blei, Zink und anderen Metallen. Jeder gegossene
Buchstabe befand sich auf dem Ende eines Stäbchens. Diese Stäbchen, „Lettern“
genannt, wurden zu Wörtern zusammengesetzt, diese wiederum zu Zeilen und
Seiten. Den Letternblock für eine Seite spannte Gutenberg in einen Rahmen,
bestrich ihn dann mit schwarzer Farbe und konnte schließlich mit Hilfe einer „Presse“
den „Schriftsatz“ auf Papier oder Pergament drucken.
Am 3. Februar 1468 starb Gutenberg. Aber er hatte es noch erlebt, dass seine
Erfindung sich über die Welt auszubreiten begann, dass man nicht nur in Mainz,
sondern auch in Straßburg und Köln, in Rom, Barcelona und Pilsen Bücher druckte.
Sieben Jahre nach Gutenbergs Tod arbeiteten deutsche Drucker in Utrecht, Brügge
und Pans, in Venedig, Florenz und Neapel, in Budapest und Krakau, in Valencia. Im
Jahr 1500 gab es in 260 Städten Europas 1120 Druckereien, in denen insgesamt
schon mehr als zehn Millionen Bücher hergestellt worden waren. Dennoch:
Verglichen mit unseren heutigen Möglichkeiten war die alte Drucktechnik noch sehr
langsam. Erst 1810 gelang die erste bedeutende Verbesserung, der Druck mit einem
sich drehenden Zylinder. 1814 arbeitete die erste dieser „Schnellpressen“ bei der
Londoner „Times“. Jetzt war es möglich, billige Tageszeitungen zu drucken, wie wir
sie heute kennen.
Die nächsten Schritte waren die Rotationsmaschine mit mehreren rotierenden
Zylindern (1863) und eine Setzmaschine (1886), mit der man wie auf einer
Schreibmaschine schreiben konnte. In jüngster Zeit haben Computer und
Lasertechnik die Druckkunst weiter revolutioniert. Die Erfindung der
Buchdruckerkunst ist das größte Ereignis der Weltgeschichte.